Frühstück
Früh morgens irgendwo neu anzukommen ist hier in Thailand doppelt angenehm, weil ich mich schnell wieder zurecht finde. Obwohl ich so lange weg war fühlt es sich an als wäre ich nie weg gewesen, ich spüre eine große Vertrautheit. Eingecheckt bin ich noch nicht wirklich, hier im HOM cooking hostel weil es noch viel zu früh ist, zumindest mein Gepäck muss ich nicht mit mir herumschleppen. Ich bin ungeduscht, müde und hungrig. Es ist von Vorteil wenn dein Quartier auch einen Schlafsaal anbietet, weil es dann auch die Möglichkeit gibt, dich wirklich frisch zu machen in den shared shower rooms. Das ist hier in den Tropen wirklich notwendig, das mehrmalige Duschen am Tag.
Gemeinschaftsduschen darfst du jetzt nicht falsch verstehen, sie können von allen Gästen benützt werden, um halb sechs am Morgen aber eher selten. Der Begriff shared shower trifft es viel genauer. Thailand schätzt deine Reinlichkeit sehr und unterstützt sie wo es möglich ist. Die Duschen am neuen Hauptbahnhof Bang Sue zum Beispiel, die stehen jedem frei zur Verfügung.
Thailand Reiseblog für boomer und andere individual Reisende

Ich begrüße die junge freundliche Frau beim Empfang mit einem Good Morning und einem Lächeln und frage sie wo der nächste Markt ist, dann entscheide ich ob ich zu Fuß gehe oder mir lieber ein MotorRadTaxi nehme.
Jetzt brauche ich einen Kaffee, aber keinen to-go, sondern richtig Kaffee trinken, Thai black coffee und eine Kanne Tee dazu. Na dann, auf zum Markt denke ich mir, ganz frei, ohne Gepäck, ich fühle mich so leicht.

Servus oder Seawas wie man in Österreich sagt klingt eh a bisserl Thailändisch.
SawatDie Kap ist der Gruß hier in Thailand. Klingt wie Seawas, nur sagst du Sawat und das Kap sagst du so wie das Kap in Kap Horn, Kap Verde, Kap der guten Hoffnung, verstehst? Sawat Die Khrap.
Ganz richtig wäre es dann „Sawat Die Khrap“. SawatDieKh(r)ap sagt der Mann und die Frau sagt: SawatDieKa. Also Kap ohne das p am Ende. Das „r“ im Khrap wird sehr selten ausgesprochen.
Grüßen mit und ohne Wai und was ist der Wai überhaupt? Unter Thais nie ein Thema aber mit Fremden dann doch Thema. Wenn du z.B. in ein Hotel oder ein Restaurant kommst und mit einem Wai begrüßt wirst, musst du nur lächeln und am besten mit einem Hello oder good evening antworten wie es für die Tageszeit passt sagst halt good morning, good afternoon oder good evening. Wai heisst der Gruß mit wie zum Beten gefalteten Händen und du sprichst das Wort aus wie die englische Frage: „why“. Meiner Meinung nach die beste Grußform überhaupt, speziell gegenüber Fremden Personen. Keine verschwitzte Hand die meine verschwitzte Hand in die Hand nimmt oder gar eine Umarmung bei der ich riechen kann wann zum letzten Mal geduscht wurde. In den Tropen ist der Wai ideal.
Für einen richtigen Wai musst du beide Hände zusammenhalten wie beim Beten und in die richtige Höhe bringen. Die ist wichtig, die richtige Höhe, und die Ellbogen nicht nach außen strecken. Obwohl dir Thais deine Fehler gerne übersehen und nur leise lachen wenn du Glück hast, solltest du schon wissen was du tust. Keinen Wai für Kinder und wenn doch, dann nur mit den Händen weit unten vor der Brust und ohne Ka und Khap, sondern einfach nur ein SawatDie oder vielleicht SawatDie Dscha. That’s it, nicht mehr und auch nicht am Kopf streicheln oder gar den Kleinen mit den Fingern durchs Haar fahren. Wer tut sowas anyway?
Wenn du Gleichaltrige grüßt hast du die Hände so hoch, dass deine Fingerspitzen beim Kinn sind und deine Ellbogen so nahe zusammen wie du kannst. Für etwas mehr Respekt wandern die Fingerspitzen zur Nase hinauf und für ältere Menschen und höher gestellte Personen sind die Fingerspitzen bei deinen Augenbrauen. Es gibt noch sehr starke hierarchische Strukturen in Thailand und deshalb solltest du bei Mönchen und Mitgliedern der Königsfamilie die Fingerspitzen ganz oben beim Haaransatz haben falls du keine Glatze hast. Dazu noch eine schöne, ganz leichte Verbeugung aus der Hüfte, nicht übertreiben. Ich glaub das wirst du eher bei Mönchen brauchen weil du mit der Königsfamilie ziemlich ganz bestimmt nicht in Berührung kommen wirst. Wie gesagt, Thais sind sehr tolerant aber am besten ist es abzuwarten ob du mit einem Wai begrüßt wirst oder nicht und dann entsprechend antwortest. Wenn du selbst jemanden mit dem Wai begrüßt, erzwingst du eine entsprechende Antwort und das ist nicht jedem recht. Sawat Die Ka(p) oder Sawat Die Dscha sagst zur Begrüßung obwohl du auch einfach nur sagen kannst: Hello. Nur zu lächeln und ein Hello oder good morning ist oft die beste Lösung. Du kannst aber auch wie Thais fragen ob der zu Begrüßende schon gegessen hat, das ist die beste Alternative zum Gruß. Gin Khao Rü Yang, Khra(p). Mehr darüber in der Abteilung Thaifood.

TamBun. Wenn du einem der Mönche eine Spende geben möchtest, gibt es dazu nur kleine besondere Regeln, verhalte dich so wie Einheimische. Beobachten und nachmachen, so als ob du das schon hundertmal gemacht hast. Zieh dir die Schuhe aus und bedanke dich beim Mönch mit einem sehr hohen Wai und einer Verbeugung, wenn er deine Gabe angenommen hat. Versuche deinen Kopf zumindest tiefer als den seinen zu halten wenn schon, dann denn schon wie mein alter Freund immer sagte. Niemand muss was geben aber wenn dann aufrichtig und respektvoll.

Wir Farangs sind meist um einiges höher als Thais. Wenn ich also einem Mönch begegne oder an einem recht nahe vorübergehe neige ich meinen Kopf oder beuge mich leicht damit mein Kopf nicht höher als seiner ist. Diese kleine Verbeugung kostet mir nicht, sie bringt mir Anerkennung und Respekt. When in Rome I do as the Romans do.
Was bedeutet Tam Bun? Tam (tun, machen) Bun (Verdienst, gute Tat, Segen), Etwas Gutes tun ist meine freie Übersetzung. Tam Bun ist ein grundlegendes Konzept im Thai Buddhismus und in der thailändischen Kultur.
Gute Taten oder Spenden wirken sich auf dein Karma aus, sagt der Buddhismus. Sie beeinflussen nicht nur eine eventuelle nächste Existenz sondern haben auch eine sehr starke Auswirkung auf dein gegenwärtiges Leben. Deshalb ist Tam Bun nicht nur ein religiöser Akt, es ist ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens der Menschen hier.
Tam Bun kann in den verschiedensten Formen vollzogen werden. Eine morgendliche Spende an einen Mönch, eine Respekt Bekundung Älteren gegenüber, eine Tempelspende oder einfach nur ein Gebet mit drei Räucherstäbchen am eigenem Schrein im Garten. Es kann aber auch ein Fest sein wie das Lichterfest Loy Krathong oder Geburtstage, Hochzeiten und ebenso Begräbnisse. Für eine gewisse Zeit in einem Orden zu verbringen und mitzuhelfen kann auch als Tam Bun bezeichnen. Mein persönlicher Favorit von Tam Bun ist das Freilassen von Tieren.
Tam Bun wird nicht nur als religiöse Pflicht angesehen, sondern auch als Weg, um inneren Frieden zu finden, Dankbarkeit auszudrücken und zum Wohlbefinden der Gemeinschaft beizutragen. Tam Bun fördert die Gemeinschaft und Solidarität weil viele Aktivitäten gemeinsam durchgeführt werden.

Im geschäftigen Treiben am frühen Morgen schweife ich von einer interessanten Szene zur nächsten Fotografiermöglichkeit und vergesse mich vollkommen. Der Magen vergisst nicht und meldet seine Ansprüche.
Egal ob du in einer Riesenstadt wie Krungthääp bist, in Chiang Mai oder in HaadYai oder in irgendeiner Kleinstadt in Thailand, es gibt zumindest immer einen Morgenmarkt und einen Abendmarkt. Zusätzlich gibt es noch die WeekendMarkets (TalatNat), aber davon später. Was ich dir sagen will ist, ein thailändischer Markt ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis aber nichts für schwache Mägen, das sag ich dir auch gleich. Diese Morgen- und Abendmärkte sind relativ kurz geöffnet und wenn du erst um halb acht antanzt sind die besten Dinge schon wieder weg, ausverkauft.
Wie mein LieblingsThaiFrühstück, DschookMu, dafür muss man früh aufstehen. Das ist ein ReisPorridge mit FleischBällchen und vielen frischen Gewürzen wie Ingwer, JungZwiebel und knusprigem Knoblauch, also genau das Richtige am frühen Morgen. Die Fleischbällchen mit Huhn gibt es meist in muslimischen shops, sonst immer mit Mu. Für mich war das immer so verwirrend, Mu bedeutet übersetzt Schwein. Ich habe da stets an Kuh gedacht, so ist das mit dem konditioniertem Denken und den kulturellen Unterschieden.

An neuen Orten und gerade bei großen Märkten merke ich mir eine markante Stelle um mich zu orientieren, ein Logo auf einem Gerüst, ein Geschäft, ein Wasserturm, einen Ort oder eine Stelle die ich auch aus einer Entfernung erkennen kann, damit ich wieder zurück finde. Man verirrt sich leicht in diesen engen Gängen mit Ständen und Baldachinen die sich oft sehr stark ähneln. Ich will Früchte kaufen für später, einen shake für meine Thermoskanne, Patongo und ein Dschook zum gleich hier essen. Aber erst einen Kaffee weil es noch sehr früh ist. Die Schrimppaste steigt mir sofort in die Nase, ich drehe meinen Kopf und sehe es gibt auch Mangosteen, ich freue mich schon darauf die ersten Mangosteen seit einer Ewigkeit.

Bestimmt hast du dich schon früher gefragt was Patongo sind, oder Chakoy wie die Chinesen in Thailand dazu sagen. Das sind Krapfen ohne Zucker, sehen aber nicht wie Krapfen aus sondern wie kleine, aneinander klebende fingerlange Würstchen. Es gibt auch gesüßte Patongo, die sind rund, aber auch nicht rund wie Krapfen und schon gar nicht wie Donuts, eher wie ein ganz kleiner Diskus sieht das Ding aus. Thais essen Patongo für gewöhnlich zum Kaffee, und ich habe sie gerne zerkleinert in meinem Dschook, die normalen Patongo, nicht die Süßen.
Etwas weiter vorne erkenne ich den riesigen Wok mit heißem Fett. Die Verkäuferin die den Teig gerade zerteilt, die kleinen Stücke mit einem Pinsel bestreicht, zwei zusammenfügt und in das heiße Fett wirft, sieht mich fragend an. Die Teigstücke gehen flott auf und als sie die langen Chopsticks nimmt um sie zu wenden muss ich unwillkürlich an das Bild des Königs Rama V denken welches in vielen Häusern hängt. Auf dem Bild kann man den König Chulalongkorn sehen, vor einem Wok auf einem Stuhl, mit freiem Oberkörper, Kochlöffel rechts und das Kinn auf die linke Hand gestützt.
Ich grüße mit einem good morning und sage: Patongo Sip Baht. Das reicht, denn das heisst so viel wie, Patongo um 10 Baht, ohne bitte ohne Danke ohne SchnickSchnack. Du sagst für gewöhnlich auch nicht guten Morgen oder sonst irgendwelche Begrüßungsfloskeln, sondern einfach nur was du willst und gehst dann wieder ohne auf Wiedersehen zu sagen, das ist hier völlig normal. Genauso normal wie der smalltalk während du wartest.

Kkaffe sagen unsere deutschen Nachbarn, wir sage Kaffee ganz normal wie Österreicher. Wenn du Kaffee mit einem G am Anfang sagst, dann versteht dich jeder Thai, egal ob du im Norden, Im Osten oder im tiefsten Süden bist. Gaffee Damm, bestelle ich immer, mai waan. Gaffee Damm, mai waan heißt genau Wort für Wort übersetzt: Kaffee Schwarz nicht süß. Und dieses nicht süß ist ganz wichtig weil der Gaffee dann trotzdem immer noch süß genug ist. Der Kaffeeshop Besitzer zeigt auf meine Patongo und lacht als ich sage Chakoy. Was es damit auf sich hat kannst ja in der Rubrik Essen nachlesen. Nur so viel, Chakoy und Patongo sind das Gleiche. Der Gaffee ist genau richtig gesüßt, ich kann die Aussicht geniessen, die Eindrücke auf mich wirken lassen. Unglaublich, ich kann gar nicht glauben hier zu sein. So viele Jahre und der Weg hierher und das erste Gespräch in Thai, alles völlig automatisch da. Die Worte suche ich noch oft aber ich kann mich an Worte erinnern von denen ich gar nicht gewusst habe sie je gelernt zu haben. Keine 3 Stunden hier und schon angekommen? frage ich mich.

Ich bin auf der Suche nach einem Stand mit einem großen Kessel mit dicker Suppe, du kannst gerne immer nach Dschook (wie Joe mit K am Ende) fragen oder gar in Töpfe hinein schauen, musst aber nichts kaufen, nur schauen das ist ganz normal hier. Jetzt setze ich mich jetzt doch zu diesen Dschook Stand. Bestelle mein Porridge und sag dazu dass ich die Innereien nicht drin haben will. Man kann sich aussuchen was man in sein Porridge haben will. Ein Ei ist Standard, es geht auch ohne und ist dann 5 Baht billiger. Meine vier Paar Patongo werden bestimmt reichen denke ich, bleibt noch ein Stück für den Kaffee den ich mir beim anderen Stand bestellt habe. Ich erzähle der Verkäuferin woher ich komme wohin ich gehe und wie lange ich bleibe und was ich arbeite und warum ich Thai kann, also ganz normale Fragen die jeder Kunder beantworten muss. Dann bedient sie den nächsten Kunden und ich widme mich meinem Essen.

Für Menschen die mit Fleisch nicht viel anfangen können gibt es eine Vielzahl frischer regionaler und saisonaler Früchte. Und für wieder andere, die es mit dem Vegetarismus nicht so genau nehmen, kann man ja die Fleischbällchen weglassen weil diese dicke ReisSuppe geschmacklich auch ohne Fleisch ein Hit ist. Als Veganer kannst du hier am Markt bestimmt alles Mögliche finden und in den meisten Touristen Orten werden die Angebote immer zahlreicher.
Wem das Dschook nicht deftig genug ist, kann sich noch zusätzlich Patongo kaufen. Die musst du dir aber wieder in einem anderen Laden bzw an einem anderen Stand besorgen. Und das ist das Schöne hier in Siam. Du kannst Essen von einem anderen Laden mitbringen und mit dem hier gekauften konsumieren.


Bei Produkten mit Preisschildern wird verhandeln schwieriger, das Feilschen hebe ich mir für den WeekendMarkt auf. Die nette Obst Verkäuferin schenkt mir eine Mangosteen dazu, ich nehme danken an. Und weiter. Nein, doch nicht weiter weil ich Jackfruit entdeckt habe, da kann ich nicht nein sagen
Gemütlich schlendere ich von der Skytrain Station zurück zur Unterkunft und kaufe mir prickly heat, bevor ich vergesse. Das ist dieses schon erwähnte kühlende Körperpuder vom Supermarkt. Seven-Eleven ist einer von mehreren Supermärkten die 24/7 offen haben, also immer offen. Auf dem Weg zurück fallen mir erst die viele GanjaShops auf. Seit der Legalisierung im Jahre 2022 sind die wie die Schwammerl rausgekommen hat mir der Typ beim Hostel erzählt. Ich gehe wieder duschen und trinke noch einen Gaffee Damm auf der Dachterasse. Dann frage ich ob mein Übergepäck hier bleiben darf während ich nach KohChang fahre. Ich will nicht all die Geschenke die ich mitgebracht habe mit mir herumschleppen. Kein Problem meint die verschlafene junge Frau im English-Thai Mix, das hier auch gerne als tinglish bezeichnet wird. Ich schreibe meinen Namen auf einen Zettel der dann einfach mit einem Klebeband auf den vorbereiteten großen PlastikSack geklebt wird. Das ist eine sichere Sache. Mir ist in all den vielen Besuchen in Thailand nie was gestohlen worden, das muss man auch mal sagen.
Die Müdigkeit hat sich jetzt doch eingestellt und ich lege mich ein wenig hin weil mein Zimmer schon bereit ist. Kurze Siesta denk ich mir, und danach gehe ich zum östlichen Busterminal Ekkamai, bzw. fahre die 5 bis 6 Stationen mit dem Skytrain dorthin.
